2020

Ich blogge ungefähr seit meinem 16. Lebensjahr. Trotzdem, egal bei welchem Blog, schaffe ich es jedes Jahr auf’s Neue eher nicht oder nur sehr knapp, dem jeweiligen Jahr ein paar verabschiedende Worte zukommen zu lassen, ehe ich dem nächsten Jahr entgegensehe.
Und gerade dieses Jahr ist es so, dass ich in den letzten Wochen einfach über alles nachgedacht habe, aber nicht darüber, ob ich dieses Jahr wirklich noch mit ein paar Worten zusammenfasse. Etwas trotzig dachte ich dann vor ein paar Tagen doch mal, dass ich es dieses Jahr einfach nicht mache.

Und dann ist gleichzeitig doch soetwas wie Bedauern aufgekommen. Dieses Jahr hat es nicht verdient, von mir so ignoriert zu werden und ich möchte es doch nicht völlig unbeachtet lassen.

Mir ist klar, was über dieses Jahr gesagt wird. Dass es so heftig und schwierig und anders und überhaupt gewesen sei. Inzwischen empfinde ich auch eine gewisse Müdigkeit, wenn es um dieses Thema geht und manchmal, da möchte mein eigensinniger Kopf es völlig ausblenden, dass wir immer noch eine Pandemie haben und weiterhin mittendrin sind.

Was die Pandemie angeht, kann ich ganz glücklich sagen, dass ich zu den Menschen gehöre, die sich einfach wahnsinnig glücklich schätzen können. Ich habe einen sicheren Job, etwas finanzielle Sicherheit, habe keine besonders krassen Risikopatienten in meiner direkten Familie, bin selbst gesund und das Einzige, was mir diese Pandemie bisher raubt, ist die Flut an Möglichkeiten, Menschen zu treffen, kennenzulernen, Dinge zu unternehmen und stattdessen gefühlt sämtliche Aktivitäten mit einem Mund-Nasenschutz umzusetzen. Das ist im Grunde nichts. Es ist so viel weniger Einschränkung als das, was viele andere Menschen zur Zeit durchmachen müssen.
Und so gesehen hat mir dieses Jahr nur dabei geholfen, das nochmal noch bewusster wahrzunehmen. Mir waren diese Dinge zwar vorher auch klar, aber wie glücklich ich mich tatsächlich schätzen kann, wurde mir jetzt doch nochmal sehr viel deutlicher vor Augen gehalten.

Als ich das Jahr begonnen habe, habe ich mir gesagt, das werde mein Jahr. Das Jahr, in dem ich all die Dinge ausprobiere, die ich gerne ausprobieren würde, die Großstadt erobern, herauskommen und mein Leben leben würde. So gesehen hinke ich da weit hinter meinen ursprünglichen Vorstellungen her, aber ich glaube, ganz ehrlich betrachtet, dass es auch ohne die Pandemie so wäre.
Aber: Ich habe in diesem Jahr einen Sport gefunden, den ich sehr mag, so sehr, wie ich noch keinen Sport zuvor mochte. Ich habe eine Art Diskussionsrunde gefunden, die ich zwar seit Corona nicht mehr aufgesucht habe, aber vielleicht irgendwann im nächsten Jahr wieder. Ich habe eine Therapeutin gefunden und hoffe darauf, im nächsten Jahr eine Therapie beginnen zu können. Ich habe eine Freundschaft intensiviert, eine Freundschaft zu einem Kollegen begonnen und eine weitere Freundin hier gefunden. Ich hatte herrlich schöne Tage und Abende, mit gutem Essen, mit Pizza in der Großstadt, mit Theater, mit Dates und oft genug auch mit mir selbst. Und ich war sogar ein paar Tage am Meer im Urlaub.
Ich habe angefangen, mich auf Wohnungssuche zu begeben, auch wenn das für mich wohl eher ein längerer Prozess ist.
Und natürlich hatte ich auch Dates. Vier Männer waren es in diesem Jahr. Gleichzeitig habe ich es geschafft, den Kontakt zu dem Mann, der mich immer wieder begleitet hat, aber damit nicht nur positive Gefühle in mir ausgelöst hat, zu beenden. Das tut mir immer noch leid, war für mich aber ein wichtiger Schritt.
Und ich habe auch vieles über mich gelernt und bin auch da noch mittendrin. Eher habe ich das Gefühl, ich fange gerade erst richtig an.

Ich höre oft, was für ein bescheidenes Jahr das hier war. Wie wenig man machen und erleben konnte, wie sehr man eingeschränkt war. Es ist nicht das, was ich persönlich wahrgenommen habe und wahrnehme, wenn ich das Jahr reflektiere. Manches konnte ich in diesem Jahr nicht machen, obwohl ich es gerne gemacht hätte, aber wenn ich zum Beispiel an meinen Sommer denke, dann sehe ich keine Maske vor mir, keine Einschränkungen. Dann sehe ich viel Sonne, wie ich mich mit Menschen getroffen habe und oft sehr glücklich und ausgelassen war. Ich sehe, wie oft ich unterwegs war und wie gut mir das getan hat. Und manchmal, da frage ich mich ganz irritiert, ob das vor Corona war, nur um festzustellen, dass die Pandemie da schon längst ein Thema war.

Ich habe keine konkreten Vorstellungen für das nächste Jahr. Nicht mal irgendwelche großen Wünsche. Und selbst die Vorsätze halten sich gerade sehr bedeckt. Ich wünsche mir, dass weiterhin alle Menschen, die ich liebe und die mir wichtig sind, gesund bleiben und es ihnen gut geht. Dass ich mich selbst weiterhin guter Gesundheit erfreue. Dass ich aus all dem, was noch kommt, viel Gutes lernen und mitnehmen kann, weiterhin viele Schritte nach vorne und nicht zurück gehe.


Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr 2021 und dass ihr einen schönen Abend habt, an den ihr gerne zurückdenkt!

8 Kommentare zu „2020

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