Heute gönnte ich mir einen Auszeit-Tag für mich ganz allein. Ich habe mir vorgenommen, mehr auf eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Leben zu achten. Die Arbeit ist inzwischen allgegenwärtig und die damit einhergehende Belastung auch. Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin und es all meinen Kolleg*innen ganz ähnlich geht. Und obwohl ich glaube, dass sehr vieles an den Rahmenbedingungen unserer Arbeit und Arbeitsstelle und an der Pandemie liegt und wir kaum etwas daran und an der grundsätzlichen Belastung machen können, gibt es andere Bereiche, in denen ich immer mehr denke „Okay, da belasten wir uns alle aber auch ein wenig unnötig selbst und gegenseitig“. Angefangen damit, wenn mir Kolleg*innen am Wochenende schreiben oder mich anrufen und mir für die Arbeit wichtige Sachen zuspielen, sodass ich auf Grund von Fristen theoretisch gezwungen bin, mich sofort, auch am Wochenende, darum zu kümmern, obwohl ich eigentlich das Wochenende, theoretisch, frei habe. So sehr ich mich heute auch darüber geärgert habe, weil es heute direkt mehrfach vorkam, bin ich selbst auch kein Stück besser und mache es selbst kein bisschen anders. Mit diesen unnötigen Zusatzbelastungen soll jetzt einfach Schluss sein, zumindest auf meiner Seite. Mit mehr Achtsamkeit und Bewusstheit.
Deshalb heute also der Auszeit-Tag, der unter anderem einen gemütlichen Ohrensessel in der Öffentlichkeit, leckeres Essen und mein momentanes Buch enthielten. So gesehen habe ich gefühlt den halben Tag über hauptsächlich gegessen. 😉
Heute Morgen, als ich aufstand und mir klar wurde, dass ein Wochenende ohne Arbeit vor mir liegt, weil ich alles, was ich theoretisch noch erledigen könnte und vielleicht sogar müsste, nun praktisch auf Montag gelegt habe und erstmal von mir weggeschoben habe, bemerkte ich ein ungutes Gefühl von „Was mache ich jetzt mit meiner Zeit?“. Ungut, weil es mir im ersten Moment vor Augen führte, dass ich diesen Zustand gar nicht mehr kenne.
Im nächsten Moment klatschte dann eine Gefühlstrio aus Freude, Erleichterung und Freiheit das ungute Gefühl ab und ich nehme mir vor, es nun auch nächste Woche wieder so handzuhaben, dann vielleicht sogar noch konsequenter und vielleicht sogar mit dem Vorhaben, auch den Haushalt schon unter der Woche weitgehend geschafft zu haben.
Manchmal werde ich nachts immer noch wach mit komischen Gefühlszuständen, in denen ich mich dann wie aus heiterem Himmel befinde und die Vergänglichkeit des Lebens empfinde. Es ist zwar in dem Moment unangenehm, normalerweise schlafe ich aber direkt weiter und erinnere mich erst im Laufe des nächsten Tages daran und es wird wieder zunehmend weniger. Ich nehme es einfach als Zeichen dafür, dass irgendetwas in mir sich, nachdem das letzte Mal schon mehrere Jahre zurückliegt, erneut mit der menschlichen Sterblich- und Vergänglichkeit und wichtigen existenziellen Lebensfragen auseinandersetzt. Ich denke, jeder hat seine eigene Art und Weise, damit umzugehen. Irgendetwas in mir versucht eben, das nicht wegzuschieben sondern es zu verstehen. Oder es sich erbarmungslos vorzuhalten. Das ist manchmal nicht so klar ersichtlich.
Bei Tageslicht betrachtet löst es aber nur den tiefen Wunsch in mir aus, wertschätzender, achtsamer und bewusster mit dem, was ich und wir alle haben, umzugehen.
Ich mag meine Arbeit und es ist sehr leicht, mit ihr die Zeit zu füllen. Weniger aus Leidenschaft sondern eher weil sie nie ein echtes Ende nimmt und immer noch mindestens zwanzig To-Dos irgendwo rumliegen, die darauf warten, erst erledigt und dann von neuen Aufgaben abgelöst zu werden. Und weil sie mir das Gefühl von Gebrauchtwerden, von Produktivität, von Nützlichsein gibt. Arbeite ich, habe ich das Gefühl, mich richtig zu verhalten. Liege ich den ganzen Tag faul auf dem Sofa rum, habe ich das Gefühl, den Tag zu vergeuden und nicht zu nutzen, obwohl das vielleicht genau das ist, was in dem Moment Geist, Körper und Seele brauchen und sich wünschen.
In Wirklichkeit erwartet keiner von mir, dass ich meine freie Zeit ständig mit Arbeit im Kopf oder im Handeln verbringe. Und tut es einer doch, so macht er es vermutlich nicht anders, was diese Erwartung aber noch nicht legitim macht. Die Arbeit macht Spaß, aber es gibt da draußen so viel mehr. Und wenn mir danach ist, irgendwo in einem Ohrensessel zu setzen, ein Baguette zu essen, ein Buch zu lesen und heimlich das Gespräch am Nebentisch zu belauschen (was nicht nett ist, aber ja dennoch niemandem schadet, sondern eher für geistigen Input bei mir gesorgt hat), dann ist es genau das, was ich tun sollte. Aber ich merke auch, ich habe mir selbst erst wieder beizubringen, wie das geht, meine Zeit so zu verbringen, dass sie sich danach nach gelebter Zeit anfühlt.
ja so ist es. man muss schon auf sich selbst achten.
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Das sehe ich ganz genauso und man sollte immer wieder darauf achten, ob man das auch wirklich genügend tut!
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das wird jetzt eine gedankenschachtel 😉
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