Loslassen

Schreiben ist für mich oft eine Art Abenteuer. Eins, das mit einem weißen Feld und einem blinkenden schwarzen Strich beginnt. Am Anfang sind da nur die grobe Idee und ein paar Worte, die sich in meinem Kopf formen und zu Sätzen und, mit etwas Glück, zu Texten werden. Früher gelang mir das besser. Ich dachte weniger darüber nach, was wer wie über mich dabei denken oder erfahren könnte, schrieb einfach nur, um ein Ventil für Gedanken und Gefühle zu haben und sie mit irgendwem da draußen zu teilen und mich danach etwas klarer zu fühlen. Heute ist es noch mehr als damals so, dass das Schreiben sich oft wie ein Schuss ins Blaue anfühlt. Ich schreibe und ich hoffe dabei, irgendwann währenddessen anzukommen und bin manchmal ganz überrascht, wo ich am Ende plötzlich stehe. In letzter Zeit bin ich dabei nicht sehr oft angekommen und so gab es in letzter Zeit nicht sehr viel von mir zu lesen, obwohl ich so viel zu schreiben gehabt hätte.

Mit dem Leben verhält es sich vermutlich schon seit einiger Zeit ähnlich. Vielleicht war es aber auch nie wirklich anders. Und noch während ich schreibe, überlege ich, wie ich bloß all die Dinge, die ich gerne loswerden möchte, erklären und trotzdem bei mir behalten kann. Loswerden und loslassen ist nicht das Gleiche und ich ahne inzwischen, dass ich über das eine nicht das andere erreiche.

In letzter Zeit habe ich weniger losgelassen und wieder mehr festgehalten. Ich hatte eben doch noch Interesse daran, es mit meinem Ex-Freund vielleicht nochmal zu versuchen. Mit meinem Ex-Freund, der inzwischen die erste Frau, die er nach mir kennengelernt hatte, aufgegeben hat und sich stattdessen jetzt in die nächste verliebt – während wir aber beide gleichzeitig immer noch mit diesen komischen Gefühlen zwischen uns hadern. Es wäre nur allzu reizvoll gewesen, dem einfach nachzugeben und nachzugehen. Meine bemerkenswerte Bereitschaft einem anderen Menschen so offen und ohne Nichts die Tür zu öffnen, ihn hereinzubitten und Chaos und Verwirrung hinterlassen zu lassen kommt mir ein ums andere Mal betrachtenswert vor. Ich nehme es an. Es hat Gründe, warum dieser Mensch noch so viel in mir zum Klingen bringt, aber es heißt nicht, dass das mit uns in irgendeiner Form weitergehen muss.
Manchmal ist die Krux am Loslassen, dass man nichts lieber möchte und gleichzeitig nichts weniger tut. Ich kralle mich also an einen Menschen, zerre, und drücke, während ich im Grunde einfach nur loslassen und mein eigenes Leben weiterleben möchte. Und manchmal halten wir an etwas fest, obwohl der Rest unseres Körpers schon längst woanders ist.

In letzter Zeit hatte ich zwei Dates und deutlich mehr Schreib- und teilweise auch Telefonkontakte zu Männern. Dabei habe ich viel über mich gelernt und auch immer wieder gemerkt, dass ich viele Dinge viel deutlicher abgrenze und einordne als ich das früher getan habe. Dazu vielleicht nochmal an anderer Stelle mehr.
Ich bin immer noch ganz deutlich auf dem Weg, einer, den ich die meiste Zeit über einfach gehe und mit einem stillen Lächeln auf den Lippen genieße und ich weiß, dass das noch ein wenig dauern wird. Eine Beziehung wäre schön, aber jetzt gerade ist es nicht das, was ich un-un-unbedingt möchte. Ich möchte einfach nur mich darauf konzentrieren, tun, was sich gut, richtig und belebend anfühlt. Und wenn ein Mann dabei irgendwann meinen Weg streift und wir beschließen, dass sich diese Dinge auch zusammen gut, richtig und belebend anfühlen, ist das ganz wundervoll. Aber wenn das erstmal nicht passiert, dann hat auch das seinen Platz gerade.


Ich habe mir übrigens auch als Ziel gesetzt, ein Mal in der Woche wieder hier zu schreiben. Der Anfang ist getan.

5 Kommentare zu „Loslassen

Hinterlasse eine Antwort zu Max Liebling Antwort abbrechen