Meine heimlichen Lieblingseinträge von mir selbst waren immer ein wenig die Betrunken-Einträge. Ich trinke normalerweise wenig und selten und ich will das damit auch nicht idealisieren, das zu tun. Es ist nur so, dass ich dann manchmal eher auf „Veröffentlichen“ klicke, auch wenn mir so mancher Gedanke etwas kantiger oder schwieriger erscheint. So gesehen ist das aber auch genau der Grund, warum man eben nicht trinken sollte – wenn man am Ende ein gutes Gefühl dabei hat, weil man ein wenig mehr man selbst oder ein wenig hemmungsloser ist.
Aber nach allem, was in den letzten Wochen passiert ist und nach allem, was sich in letzter Zeit in mir bewegt, ist das gerade einfach mal okay.
Heute Abend hatte ich einen unglaublich tollen Abend mit Menschen, die ich einfach sehr sehr mag. Ich hätte ihn noch gerne weitergeführt, war damit aber ziemlich allein. Ein paar Mal musste ich heute daran denken, dass Alkohol Stimmungen verstärkt und es gab Zeiten, in denen ich mit Alkohol traurig, ruhig oder auch deprimiert war. Oder Ängste plötzlich verstärkt wurden oder überhaupt erst auftauchten. Inzwischen bin ich – wenn ich dann mal was trinke – eher ziemlich aufgekratzt, fröhlich und wahnsinnig lebensfroh. Auch heute gab es einige Momente, in denen ich einfach nur die Möglichkeit gesucht habe, zur Musik zu tanzen, mich zu bewegen, Farben und Töne auf mich wirken zu lassen und dankbar dafür zu sein, so intensiv empfinden zu können. Und auch wenn mir klar ist, dass der Alkohol einen Beitrag dazu beiträgt, weiß ich ganz genau, dass ich ohne nicht viel anders empfinden würde. Ich würde es nur vielleicht nicht so unverblümt in die Welt hinaus posaunen.
Es gab in den letzten ein, zwei Wochen noch ein paar Dinge, die mich innerlich sehr bewegt haben. Auf der Arbeit auch, aber diese Dinge will ich hier nicht thematisieren. Außerhalb der Arbeit war es der Umstand, dass ich den letzten verbliebenen Dates gesagt habe, dass ich nicht weiter daten werde. Und dass ich meinem Ex-Freund, bei allem Respekt, aller Wertschätzung, aller Zuneigung, allen Hoffnungen (?) und aller Sehnsucht (??) gesagt habe, dass ich den Kontakt beenden möchte und werde. Er hat es letztendlich hingenommen und gesagt, dass er sich eine Freundschaft gewünscht hätte. Ich schätze, als Person, die bereits jemanden kennengelernt hat und dies gerade verfolgt, gibt es auch nicht viele andere mögliche Gefühle oder Handlungen.
Ich habe heute Abend eine ziemlich interessante Taxi-Fahrt hinter mir. Es ist die zweite Fahrt innerhalb einer Woche, in der ich – unbeabsichtigt – mit dem jeweiligen Taxi-Fahrer über das Leben und die Liebe philosophiert habe. Der erste Taxifahrer hatte mir am Ende seine Handynummer gegeben mit dem Hinweis, dass ich ihn „in jeder Hinsicht“ jederzeit anrufen könne und er mir auf jeden Fall helfen würde. Ob das nun seine Taxinummer oder seine private Nummer war, weiß ich bis heute nicht. Der heutige Taxifahrer und ich haben heute lange darüber philosophiert, warum die Stadt, in der wir beide leben, so unglaublich schön ist. Und ich spürte eine tiefe, tiefe Sehnsucht in mir, noch mehr von ihr mitzubekommen. Noch mehr zu leben, noch mehr zu erfahren. Vielleicht dauert es noch Jahre, bis ich die nächste Beziehung erlebe, vielleicht werde ich nie Kinder haben. – Wäre es dann nicht irgendwie schade, dieses Leben nicht trotzdem in vollen Zügen zu genießen und in mir aufzusaugen? (Auch ohne Alkohol versteht sich.)
Letztendlich diagnostizierte mir der Taxi-Fahrer, dass es nicht an mir liegen könne, dass ich keine Männer abschleppe. Ich sei definitiv attraktiv und könne „sehr gut reden“. („Du bist attraktiv und die Art, wie du redest. Ehrlich, Alter, an dir liegt es definitiv nicht. Die Männer sind einfach komisch.“ So oder so ähnlich.) Ich weiß insgeheim, woran es liegt. Zumindest denke ich es. Und ich arbeite daran. Heute wurde ich, während ich mit meinen Kollegen und Kolleginnen am Tisch saß, von einem Mann angesprochen. Und mehrere Kolleginnen waren irritiert. „Flatterherz, was war denn das jetzt?“ Sowas wäre mir vor einiger Zeit nicht passiert. Und es hat mir geschmeichelt. Gar nicht wegen äußerlicher Attribute, sondern weil ich weiß, dass ich inzwischen etwas anderes ausstrahle und dass das möglicherweise erst der Anfang ist. Für den Sommer habe ich eine ziemlich spannende Reise geplant, von der mir vorhin erst wieder klar geworden ist, wie besonders, verrückt und herausfordernd das für meine Verhältnisse sein wird. Und wahnsinnig. Und wie sehr ich das unterschätze. Und ich will das. So so so so so sehr. Einfach, weil ich es kann, während ich gleichzeitig denke, es nicht zu können, in dem Wissen, dass ich es am Ende doch irgendwie kann, weil ich es können muss. Und ich weiß, es wird am Ende genau der Weg sein, den ich gehen muss, um die Abbiegungen zu bekommen, die ich irgendwann, früher oder später, gehen muss, um neue Wege beschreiten zu können. Aber ich will es auch einfach tun, weil mir der Gedanke daran gefällt.
Ein paar Mal war ich heute ungeduldig. Ich wollte noch mehr leben, noch mehr erfahren, noch mehr erleben. Ich wollte jemanden kennenlernen, Neues probieren, am Ende des Abends das Gefühl haben, dass all die letzten Schritte der letzten Zeit genau richtig waren. Und so legitim diese Wünsche auch waren und sind, ist das nicht der Weg, den ich letztendlich gehen möchte. Vielleicht dauert es noch Jahre, bis ich wieder in einer Beziehung sein werde. Vielleicht dauert es ewig, bis mein Ex-Freund nicht mal mehr einen Mini-Raum in der gedanklichen Hinterstube hat. Vielleicht ist der Weg aber auch einfach nur, sich treiben zu lassen. Zu leben und zu lieben, froh zu sein, all diese Dinge empfinden zu können. Dankbar zu sein, dass bei allem doch das Meiste so ziemlich rund läuft und darauf zu vertrauen, dass alles sich entwickelt, wie es sich entwickelt und dass es sich am Ende schon irgendwie gut anfühlen wird.
Bei meinem Kontaktabbruch zu meinem Ex-Freund habe ich alles gemeint, wie ich es gesagt habe. Aber es gab da diese eine Sache, die ich zwar voller Überzeugung gesagt habe, die ich aber, wie ich fand, zwar wahnsinnig intensiv empfinden kann, aber vielleicht mit keinen Worten der Welt ernsthaft, authentisch rüberzubringen ist:
Ich bin wahnsinnig gespannt auf all die Erfahrungen, die vor mir liegen mögen und ich bin so neugierig darauf. Und ich möchte mich gerade nicht mehr aufhalten lassen dabei.
Ganz ehrlich? Ich bin so so stolz auf das, was ich in den letzten Monaten innerlich geschafft und erreicht habe und jetzt geht es darum, darauf aufzubauen und das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren.
(Diesen Eintrag werde ich nicht weiter bearbeiten. Ich werde höchstens krasse sprachliche Stolperfallen, sollten sie mir später noch auffallen, abändern. Alles andere, was holperig bleibt, ist also darauf zurückzuführen, wie dieser Eintrag zu Stande kam.)
wenn es dir damit gut geht, ist es ein guter beitrag. so wie er ist.
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