Erstmal nicht und dann plötzlich so richtig

Das Flow-Gefühl der letzten Wochen macht zur Zeit eine Pause. Ich weiß es einzuordnen und ich weiß auch, dass es bald wieder zurück sein wird und ich bis dahin einfach Gelegenheit habe, ein wenig aufzuräumen. 😉

Sofern es nicht in den nächsten Tagen nochmal einen Eintrag von mir geben wird, werdet ihr erst in ein paar Wochen wieder von mir lesen. Bis dahin befinde ich mich im Urlaub. Nur mit mir und meinem Rucksack. Ich will das unbedingt. Und ja, natürlich ist da auch ein kleiner Teil in mir, der es einfach mir und allen anderen beweisen möchte, dass ich das kann. Sobald ich da bin, wird das schnell in den Hintergrund rücken und ich werde einfach froh sein, so – in meinen Augen – mutig sein zu können.
Noch vor einiger Zeit war „alleine reisen“ für mich etwas, was nur andere machen. Nichts für mich. Von Ort zu Ort reisen, mehrere Wochen unterwegs sein, mehrere Länder bereisen? Nichts für mich. Hostels? Sowas von nichts für mich. Ich bin bisher in meinem Leben nicht nennenswert viel verreist, auch in Gesellschaft nicht.
Eine Freundin, die sowas in der Vergangenheit unzählige Male gemacht hat, fragte mich berechtigterweise etwas skeptisch: „Hast du sowas überhaupt schon mal gemacht?“
Nein. Und warum genau sollte mich das abhalten? Wo soll ich anfangen, wenn nicht am Anfang?

Es ist schnell passiert, sich seinem ganzen Leben lang immer wieder den unsichtbaren Grenzen zu fügen, die wir alle nur in unserem Kopf haben. Und plötzlich zu merken, dass es da gar keine echte Grenze gibt, keinen guten Grund, es nicht einfach zu versuchen, war ein wenig so als wenn ich gemerkt hätte, dass ich im Wasser nicht nur stehen sondern mich genauso gut auch treiben lassen kann.

Noch im Mai habe ich gesagt, ich wolle im Sommer zwei Wochen (alleine) ins Ausland. Da hatte ich noch ein Land vor Augen, das mein Ex-Freund sehr mag. Ohne Worte.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass es gar nicht das Land ist, das ich sehen möchte.
Dann kam ein paar Momente lang nichts. Und dann die Frage „Warum eigentlich nicht … (das Land, von dem ich seit Jahren sage, dass ich da auch mal hinfahren möchte)?“.


Der Moment, wenn einem klar wird, dass man seine eigenen Träume gar nicht direkt parat hat – irgendwann ist ja schließlich nicht jetzt – , sollte einen prinzipiell stutzig machen. Andererseits sind wir fast alle davon geprägt, was alle anderen um uns herum sagen, meinen, wollen, betonen. Okay, das macht nichts besser, also lieber stutzig werden.
Meine Pläne habe ich in den letzten Wochen einige Male über den Haufen geworfen. Von Plan zu Plan verschwand etwas Sicherheit und etwas mehr Mut kam hinzu und den jetzigen mag ich nun, soweit er bisher steht, sehr. Er ist ganz einzig und allein aus mir entstanden, Stück für Stück.

Während meine Familie scheinbar vor allem befürchtet, dass das hier eine undurchdachte Kamikaze-Aktion wird, bei der das Kind am Ende völlig pleite, obdachlos, halb verhungert und völlig aufgeschmissen und verloren im Ausland sitzt, frage ich mich, vielleicht mit übriggebliebener jugendlicher Naivität, immer noch, was ich tatsächlich zu verlieren habe. Außer Geld. Und meinen unerschütterlichen Glauben daran, dass ich trotz meiner wirklich unsagbar miesen Englischkenntnissen (Keine Ironie, ich kann wirklich nur schlecht Englisch) weit kommen und zurechtkommen werde.
Der Worst-Case? Dass mir jemand meinen Rucksack klaut und/oder ich am Ende völlig frustriert bin und die Reise nach wenigen Tagen oder nur der Hälfe der geplanten Zeit abbreche und mich wieder auf dem Rückweg nach Deutschland befinde. Und das nie nie nie nie wieder machen möchte. Tatsächlich ist es aber beruhigend, zu wissen, dass ich das jederzeit auch wieder beenden kann. Ich glaube, Stand heute, nicht, dass ich diese Option brauche, aber eine Option in der Hinterhand zu haben, gibt einem doch immer ein gutes Gefühl.

Ich hab mich schon häufig als eine Erst-mal-nicht-und-dann-plötzlich-so-richtig-Person betrachtet und manchmal bin und war ich selbst überrascht von mir, wo das plötzlich herkommt. Aber ich freue mich einfach auf diese Erfahrung und vermutlich werde ich mich aus zig Gründen irgendwann an diese Reise zurückerinnern und daran, wie man es nicht machen sollte. Aber ich werde es niemals lernen, wenn ich nicht einfach damit anfange.



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