Seit meinem letzten Eintrag ist doch wieder etwas Zeit vergangen. Inzwischen war ich nochmal im Urlaub und finde immer mehr Freude daran, alleine zu verreisen.
Es ist nicht so, dass ich den Gedanken an eine Beziehung vollkommen abwegig finde oder ablehne. Aber das Alleinsein kann auch ziemlich schwer in Ordnung sein. Ich mag es, das machen zu können, was mir entspricht und keine Kompromisse eingehen zu müssen. Dass ich im Urlaub alles genau nach meinem Tempo machen kann, dass ich hingehen kann, wo ich gerne hingehen möchte und mich nur für das zu entscheiden, wonach mir der Sinn steht.
Ich habe in letzter Zeit immer wieder darüber nachgedacht, dass ich mich in meiner letzten Beziehung teils etwas abhängig gefühlt und verhalten habe und ich weiß, dass ich bei dem nächsten Menschen genauso wenig ins andere Extrem rutschen darf. Es ist jedoch schön, diese innere Stärke zu spüren und zu bemerken, dass ich nicht zwangsläufig zu zweit sein muss, um glücklich zu sein und ein gutes Leben zu führen.
Das Daten war entsprechend in letzter Zeit eher etwas, was ich gemacht habe, wenn es sich so ergeben hat. Da war ein Mann, der sich nach ziemlich langer Zeit (und einer gescheiterten Beziehung) bei einem Freund gemeldet hatte und nach meiner Nummer gefragt hatte. Wir waren uns mal bei diesem Freund begegnet und er konnte sich auch nach mehreren Jahren noch an mich erinnern. Bei mir war es nur noch eine sehr vage Erinnerung.
Unser Date ist schon eine Weile her. Wir hatten uns getroffen, nachdem wir ein paar Wochen lang wirklich gut miteinander geschrieben hatten. Bei unserer Begegnung habe ich aber schnell gemerkt, dass ich nicht an etwas Beziehungsartigem mit ihm interessiert bin.
Gleichzeitig fand und finde ich es hart und übereilt, das innerhalb einer Begegnung zu sagen. Es gilt zudem auch als eine typische Sache, dass jemand mit einem unsicheren Bindungsverhalten jemanden mit einem sicheren Bindungsverhalten erstmal ablehnt. Ich überlegte also noch ein wenig hin und her und war mir dann ziemlich sicher, dass sich das bei mir nicht ändern wird.
Statt es persönlich zu machen, schrieb ich ihm eine Nachricht, dass ich nur an einem freundschaftlichen Kontakt interessiert sei. Er war verständlicherweise ein wenig vor dem Kopf geschlagen. Ich schrieb ihm nochmal mit etwas Verzögerung, dann kam lange nichts. Neulich schrieb er mir nochmal, ohne im Geringsten auf meine letzte Nachricht einzugehen, ob es nicht schade wäre, wenn wir so vieles nicht voneinander erfahren und miteinander erleben würden. Ich bejahte das und wies ihn darauf hin, dass ich nicht einem Kontakt ablehnend gegenüber stehe sondern einfach sicher sei, dass mein Interesse freundschaftlich ist Es kam keine Antwort mehr.
Und ich verstehe das. Wir alle sind oder waren schon oft genug in der Situation, dass wir uns von einem anderen Menschen etwas Bestimmtes wünschen oder erhoffen oder es gar erwarten. Manchmal findet dieser andere Mensch einen ganz miesen Weg, deutlich zu machen, dass er uns dieses Bestimmte nicht geben wird. Und manchmal mag der Weg okay sein, aber unsere Enttäuschung ist gelegentlich vielleicht dennoch so groß, dass es am Ende nicht mehr wirklich auf die Art und Weise ankommt, weil alles, was kein Ja ist auch keine echte Akzeptanz auslöst.
Dann war da noch mein Date aus dem letzten Eintrag. Wir hatten uns noch ein zweites Mal getroffen und plötzlich war unser Tempo doch deutlich schneller, obwohl ich es vorher noch so genossen hatte, alles etwas langsamer anzugehen. Ich wollte einfach schauen, wohin es führt, aber es gab durchaus ein paar Dinge, die mich etwas vorsichtig zurückließen. Unter anderem fand ich, dass wir bisher nicht wirklich gute, packende Gespräche miteinander haben. Daran, dass Männer nahezu immer meinen Humor nicht als solchen wahrnehmen (zumindest am Anfang), habe ich mich inzwischen gewöhnt. (Wenn ich das als Kriterium machen würde, wäre die Frage, wie lange ich allein bleibe, schon von vornherein mit „Für immer“ beantwortet.)
Als wir auseinander gingen, sagten wir uns, dass wir uns defintiv wiedersehen würden und er fragte mich noch am gleichen Abend, wann ich Zeit haben würde. Wir machten einen Tag aus. Als der Tag kam, sagte er mit kurzfristig ab. Wir verschoben auf einen anderen Tag. Als dieser dann kam, schrieb er mir morgens, er fühle sich krank und er mache sich einen ruhigen Tag. Kein „Tut mir leid, unsere Verabredung muss nochmal ausfallen“ oder „Ich muss dir leider absagen“ oder „Können wir das Treffen nochmal verschieben?“.
Ich nahm deutlich wahr, dass er im Grunde nicht im Geringsten auf mich eingeht und inzwischen ist das etwas, das für mich wie ein rotes Leuchtschild im Raum hängt, wenn es auftritt: Nicht zu ignorieren. Da ich das aber nicht über irgendeinen Messenger klären wollte, erwähnte ich nur, dass wir uns dafür dann bald an einem anderen Tag sehen würden, was er unkommentiert ließ. Wieder das rote Leuchtschild. Wir schrieben noch sporadisch zwei, drei Mal, aber viel kam dabei nicht herum. Erst überlegte ich, ob ich ihm direkt schreibe, dass ich kein Interesse mehr habe, dann entschied ich, erst das Gespräch normal zu beginnen und es dann einzuleiten. Vor zwei Wochen schrieb ich ihm dann. Keine Antwort. Fast eine Woche später schrieb ich ihm nochmal. Wieder keine Antwort.
Natürlich könnte ich an diesem Punkt sagen: Wunderbar, wir sehen es offenbar ähnlich, belassen wir es dabei. Stattdessen schrieb ich ihm ein drittes Mal. Freundlich und ausgeglichen und ich sagte ihm, dass es okay sei, kein Interesse mehr zu haben, dass ich es aber gut finde, es einfach zu sagen.
Die Wahrheit ist, es trifft mich nicht. Es würde zwischen uns offenbar nicht sonderlich passen und so wurde es mir abgenommen, diesen Schritt gehen zu müssen, das auszusprechen. Aber da unsere allererste Begegnung äußerst nett war, hätte ich es auch entsprechend äußerst nett gefunden, darüber zu sprechen. Eine Antwort habe ich bisher nicht erhalten.
ghosting nennt man das glaube ich in der neuen sprache. ich finde das total unangemessen.
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Ich verstehe es letztendlich nicht und hab ihm jetzt die Steilvorlage gegeben, um zu sagen „Ja, irgendwie passt es für mich nicht“. Aber scheinbar nutzt er das nicht und ich merke, dass mich das auf einer menschlichen Ebene auch stört. Aber: Es gab auch schon Situationen, in denen ich nicht mehr geantwortet habe, auch wenn es aus meiner Sicht andere Situationen waren. Und ich denke, wenn jemand richtig ghostet, dann gibt es einen Haufen möglicher Erklärungen – und so ziemlich alle davon befinden sich auf der Seite des Ghosters und das macht sein Verhalten letztendlich zu seinem Problem, nicht zu meinem.
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ich finde das verhalten des ghostings als bequemlichkeit oder menschliche schwäche. es fehlt die aufrichtigkeit und ehrlichkeit. insofern ist deine schlussfolgerung wohl korrekt. weh tut es im zweifel dennoch.
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