Neustart. Oder auch: Jetzt ist es in Ordnung.

Mein Start in das neue Jahr war unspektakulär, ruhig, unüberraschend und damit letztendlich genau das Ende, das ich mir für das nun vergangene Jahr gewünscht hatte. Ich war bei einem Freund, mit dem ich auch schon die letzten beiden Jahresenden davor verbracht hatte. Wir hatten geredet, gekocht, gegessen und einen Film geschaut, um um Mitternacht kurz den Film anzuhalten, uns kurz zu drücken und uns alles Gute zu wünschen, um dann – ich hatte noch kurz meiner Mutter eine Nachricht geschrieben – weiterzuschauen. Irgendwann später bin ich mit der Bahn wieder gefahren, um festzustellen, dass mein Anschlussverbindung mehrere Stunden noch brauchen würde, sodass ich noch eine nette Taxifahrt zurück hatte.

Ein paar Mal hatte ich gestern daran gedacht, wie mein Silvester ein Jahr zuvor war. Die Situation mit meinem damaligen Freund war unklar, ich war im Stillen noch mitgenommen wegen einiger Dinge, die er schwierig an mir fand und die letzendlich die Situation zwischen uns so schwierig zu machen schienen. Wenn ich die Zeit ein Jahr zurückdrehen könnte, würde ich versuchen, dem vergangenen Flatterherz klarzumachen, dass man nicht alle Schuhe, die einem entgegen geworfen werden, auch anziehen muss und dass der Mensch, der die Schuhe wirft, häufig dabei auf die eigenen zurückgreift.
Ich kann die Zeit aber nicht zurückdrehen und so habe ich eben das gelernt, was ich damals noch nicht wusste und sollte ich irgendwann doch mal Gefahr laufen, dass ich das hier verlerne, wird das Leben vermutlich so nett und weise sein, mich nochmal daran zu erinnern.

Nun, ein Jahr (und einen Tag) später, bin ich um einige Dinge schlauer, wenn auch nicht so schlau, wie ich hoffentlich in einem weiteren Jahr sein werde. Die Situation mit meinem damaligen Freund ist eine andere, obwohl sie immer noch nicht absolut geklärt ist. Es ist dennoch klar, dass wir nicht mehr zusammen sind und inzwischen ist auch klar, dass wir nicht mehr zusammen sein werden.

In den letzten Wochen hatte ich mich manchmal gefragt, wie lange es dauern wird, bis ich das Gefühl haben werde, dass es in Ordnung so ist und ich das loslassen kann. Und irgendwann, jetzt kurz vor Silvester, bin ich morgens wach geworden und hatte tatsächlich schlagartig ein Gefühl von „Jetzt ist es in Ordnung“. Unterstützt worden war dieses Gefühl wohl auch dadurch, dass er sich über die Feiertage bei mir gemeldet und dafür entschuldigt hatte, dass er in seinen Emotionen wenig faire Dinge zu mir gesagt hatte. Das rechne ich ihm hoch an, weil er das nicht hätte tun müssen und er sich auch nicht leichtfertig für Dinge entschuldigt. Es war ein schönes Gefühl, dass die Schuhe, die ich mir zuletzt abgestreift hatte, weil ich erkannt hatte, dass sie gar nicht meine waren, nicht mehr irgendwo um mich herum liegen sondern dass derjenige, der sie verteilt hat, sie auch selbst wieder eingesammelt hat.

Heute habe ich festgestellt, dass er sein Dating-Profil wieder aktiviert und komplett verändert hat. Völlig legitim, es war nur überraschend. Und interessant. Natürlich habe ich den Text gelesen und natürlich war da dieser kritische Teil in mir, der beruhigenderweise aber nicht wirklich eine Chance hatte. Ich schrieb meinem Silvester-Freund von gestern und dieser sagte hilfreiche Dinge und ich merkte schon kurz zuvor, wie die Emotionen, die kurz erst hochgekommen waren, auch schnell wieder vergingen und stattdessen sowohl ehrliche als auch ruhige Gedanken ihren Platz einnahmen.
Dass er diesen Schritt geht, ist sehr klug von ihm. Es geht für uns beide weiter, eben auf anderen Wegen. Das gilt für mich im Grunde auch schon längst. Ich lerne gerade noch aus dieser Beziehung und ich verfalle dabei immer noch gelegentlichen Wertungen, obwohl es am ehrlichsten ist, zu sagen, dass wir beide einfach nicht dafür geeignet sind, zusammen eine lange Beziehung mit einer glücklichen Zukunft zu führen.

Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, weniger Drama zu haben. Nicht mit diesen Worten, aber mir wird gerade klar, dass diese Formulierung schon ziemlich gut hinkommt. Er und ich hatten in dem vergangenen Jahr genug Drama miteinander und ich hatte zuletzt das Gefühl, auch hier in diesem Blog in der Vergangenheit viele Einträge mit der dramatischen Überwältigung durch Gefühle und Gedanken gefüllt zu haben. Es geht mir nicht darum, in der Zukunft nur noch über gute Dinge zu schreiben, Schwieriges auszublenden oder nur noch rational und nüchtern zu erzählen. Ich möchte den Fokus etwas mehr auf die konstruktiven Gedanken in mir lenken, weil es auch zunehmend mehr meinem Blick auf die Dinge entspricht. Und ich glaube, das ist mir hier an dieser Stelle für heute schon mal ganz gut gelungen. 🙂

2 Kommentare zu „Neustart. Oder auch: Jetzt ist es in Ordnung.

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